Betreuung von Ramsar-Gebieten
Als eines der mittlerweile neun bayerischen Ramsar-Gebiete wird der “Ismaninger Speichersee mit Fischteichen” seit 1950 über ein Monitoring-Programm – von der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern – betreut. Die weiteren sind: Unterer Inn, Chiemsee, Starnberger See, Ammersee, Lech-Donau-Winkel, Schwäbische Donauauen mit Donaumooos, die Wildalm in den Tegernseeer Blaubergen und die Rosenheimer Stammbeckenmoore.
In Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Radolfzell werden seit Jahrzehnten systematisch Vogelberingungen am Ismaninger Speichersee mit Fischteichen durchgeführt. Folgende Planberingungen galten speziellen Fragestellungen: Brutbiologie von Rohrsängern (1959), Durchzug und Mauserzug von Rallen (1959-1964), Einzugsbereich und Wanderungen der im Gebiet mausernden Wasservögel (1978-1986). Es folgten mehrjährige Planberingungen u.a. an der örtlichen Drosselrohrsänger-Population als Teilbeitrag eines überregional integrierten Monitorings.
Mittlerweile zählt der “Ismaninger Speichersee mit Fischteichen” zu einem der avifaunistisch am besten untersuchten Feuchtgebiete in Deutschland, was sich in zahlreichen Publikationen zur Avifauna des Gebietes niederschlug, zuletzt im Jahr 2009 in einem Themenheft des Ornithologischen Anzeigers (Band 48, Heft 3) zum 80jährigen Bestehen (1929-2009) des “Ismaninger Speichersees mit Fischteichen”.
Aufgrund der einzigartigen Forschungsmöglichkeiten, die das weitgehend von Störungen verschonte Gebiet mit seinen zehntausenden von mausernden europäischen Wasservögeln bietet, sind hier regelmäßig Aufsehen erregende Erkenntnisse zum Mauserverlauf bei Wasservögeln zu gewinnen. Seit Ende der neunziger Jahre laufen wissenschaftliche Untersuchungen zu Auswirkungen der Nährstoffverknappung nach Inbetriebnahme wirkungsvollerer Klärstufen durch die Stadt München auf die Rast- und Mauserbestände der verschiedenen Wasservogelarten. Die Arbeiten werden von Seiten des Bayer. Landesamtes für Umwelt (Staatliche Vogelschutzwarte) und seit Ende 2002 durch den Bayerischen Naturschutzfonds finanziell maßgeblich unterstützt. Ziel ist die Erstellung eines “integrierten Managementkonzeptes” für das Gebiet zur langfristigen Erhaltung seiner Bedeutung für die Vogelwelt, trotz der sich erheblich ändernden Nästoffsituation. Jüngste Untersuchungsergebnisse zu diesem und anderen Themenkomplexen sind veröffentlicht in:

Die Karte der Wiederfunde von im Ismaninger Teichgebiet beringten Vögeln unterstreicht dessen Bedeutung als Drehscheibe des internationalen Vogelzuges.
- Köhler, U., P. Köhler (2009): Saisonale Dynamik und Bestandsentwicklung von mausernden Wasservögeln (Anatidae, Podicipedidae, Rallidae) am “Ismaninger Speichersee mit Fischteichen” – Seasonal dynamics and trends of moulting water birds at the Ramsar site “Ismaninger Speichersee mit Fischteichen” near Munich, southern Germany.- Orn. anz. 48 (3): 205-240.
- Köhler, U., P. Köhler (2009): Bewertung des “Ismaninger Speichersee mit Fischteichen” 2002 -2008 nach Ramsar- und IBA-Kriterien – Review of the “Ismaninger Speichersee mit Fischteichen” 2002 -2008 following Ramsar- and IBA-Criteria.- Orn. anz. 48 (3): 241-247.
- Witting, E. (2009): Phänologie und Status ausgewählter Watvögel (Larolimicolae) am “Ismaninger Speichersee” – Phaenology and status of some wader species at the Ismaninger Speichersee (reservoir) near Munich.- Orn. anz. 48 (3): 248-258.
- Köhler, P., Köhler, U., E. v. Krosigk, Hense, B. (2007): Die Moorente Aythya nyroca am “Ismaninger Speichersee mit Fischteichen”: Fortschreibung der Mauserbestände in den Jahren 2003-2007 und Brutverdacht 2007.- Orn. Anz. 46(2/3): 129-133.
- Köhler, P., Köhler, U. (2006): Späte, unvollständige und zeitverzögerte Schwingenmauser bei einer Reiherente Aythya fuligula.- Orn. Anz. 45(1): 67-68.
- Köhler, P., Köhler, U. (2006): Zur postnuptialen Schwingenmauser des Schwarzhalstauchers Podiceps nigricollis und anderer Lappentaucher Podicipedidae.- Avifaun. Bay. 3: 40-46.
Parallel dazu wurden Untersuchungen an einer Drosselrohrsänger-Population im Ismaninger Teichgebiet durchgeführt. Es werden Fragen zu veränderten Lebensraumansprüchen bei verschiedenen Sukzessionsstadien und zur Ausbildung von Besiedlungstraditionen der Art im Teichgebiet untersucht.
Ebenfalls wurde eine Gebietsbetreuung, gefördert über den Bayerischen Naturschutzfonds, beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz angesiedelt, die sich ebenfalls dem EU-Vogelschutzgebiet bzw. dem Ramsar-Gebiet widmet.
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Chiemsee, Starnberger See und Ammersee
Daneben haben sich an den großen oberbayerischen Seen Chiemsee, Starnberger See und Ammersee Arbeitsgruppen gebildet; in diesen Ramsar-Gebieten werden die Rast- und Brutvogelbestände während des ganzen Jahres aufgezeichnet und zusammenfassend in regelmäßigen Abständen veröffentlicht, z. B.:
- Strehlow, J. (2004): Die Vogelwelt des Ammersee-Gebiets 2002. Avifaun. Bay. 1(1): 31-56.
- Strehlow, J. (1998): Ammerseegebiet 1966-1996. Teil II: Trends bei Durchzüglern und Wintergästen. Orn. Anz. 37(1): 19-45.
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Donautal zwischen Regensburg und Vilshofen
Als potentielles Ramsar-Gebiet betreut die Regionalgruppe OAG Ostbayern den ostbayerischen Donauabschnitt zwischen Regensburg und Vilshofen. Die einschlägigen lokalen Ergebnisse werden &seit 1976 in den Jahresberichten der OAG Ostbayern veröffentlicht, z.B.:
- Vidal, A. (2007): Ein neuer Rastplatz des Gänsesägers (Mergus merganser) am Regen in Regensburg. Jber. OAG Ostbayern 29(2006): 60-63. (= Acta Albertina Ratisbonensia Bd 53)
- Vidal, A. (2004): Entwicklung der Mittwinterzählungen der Wasservögel im Stadtgebeit von Regensburg 1981-2002. Jber. OAG Ostbayern 27(2004): 7-20. (= Acta Albertina Ratisbonensia Bd 51)
- Leibl, F. (2004): Zum Brüten der Flussseeschwalbe Sterna hirundo im ostbayerischen Donautal. Jber. OAG Ostbayern 27(2004): 48-51. (= Acta Albertina Ratisbonensia Bd 51)
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Aufbau eines flächendeckenden Beobachternetzes in Bayern – Bayerisches Avifaunistisches Archiv
Eine zunehmend wichtige Aufgabe sieht die Ornithologische Gesellschaft in Bayern e.V. in der Aufrechterhaltung und dem Ausbau eines möglichst flächendeckenden Beobachternetzes in Bayern zur Dokumentation der Bestands- und Arealveränderungen von Vogelarten. Dieses Vorhaben ist in einem Flächenstaat mit der eineinhalbfachen Größe der Schweiz und zahlreichen naturräumlichen Untereinheiten vom Hochgebirge bis zur Beckenlandschaft des Rhein-Main-Gebietes eine besondere Herausforderung.
Zu diesem Zweck haben sich verschiedene regionale Arbeitsgruppen (OAGs) gebildet. Einzelne Mitglieder bearbeiten Dauerbeobachtungsflächen von bundesweiten Monitoringprogrammen in verschiedenen bayerischen Regionen und/oder beteiligen sich an den Internationalen Wasservogelzählungen an den großen bayerischen Still- und Fließgewässern. Alle Arbeiten sind in das DDA-Monitoringprogramm bzw. die gesonderten Monitoringprogramme der Vogelschutzwarte in Garmisch-Partenkirchen integriert.
Zur dauerhaften Dokumentation und Veröffentlichung von systematisch erhobenen Daten, aber vor allem von Streudaten aus allen Regionen Bayerns, hat die Ornithologische Gesellschaft ein Avifaunistisches Archiv (digitale Datenbank) in der Zoologischen Staatsammlung in München eingerichtet, an das jeder Beobachter seine Daten per E-Mail/Post schicken kann. Die wichtigsten Meldungen erschienen von 2004 bis 2007 in unserer Zeitschrift Avifaunistik in Bayern und werden seit 2008 in Form von Jahresberichten in unserem Ornithologischen Anzeiger in der Rubrik “Aus dem Bayerischen Avifaunistischen Archiv” unter Nennung der Beobachter veröffentlicht. Anschrift: Bayerisches Avifaunistisches Archiv, Elmar Witting, c/o Zoologische Staatssammlung, Münchhausenstraße 21, D-81247 München; E-Mail: BAA@og-bayern.de