Vor kurzem konnte die von Herrn Dr. Johannes Strehlow seit 1965 betriebene umfangreiche Datensammlung aus dem Ammerseegebiet in das Bayerische Avifaunistische Archiv integriert werden. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich bei Herrn Dr. Strehlow, seit 1964 Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern e.V. und eines ihrer Ehrenmitglieder.
Damit stehen fast 400.000 Beobachtungsdatensätze aus dem Ammerseegebiet mit Umgriff aus den Jahren 1965 bis heute für die avifaunistische Arbeit zur Verfügung.
Die Anzahl vorhandener Datensätze ist mit den Jahren deutlich angestiegen, was in nachfolgendem Diagramm veranschaulicht wird.
Abb.1. Anzahl vorliegender Beobachtungsdatensätze pro Jahr aus dem Ammerseegebiet
Der Wert solcher langfristigen Datensammlungen soll in der Folge durch drei Auswertungsbeispiele verdeutlicht werden.
Als Beispiele sollen die Phänologie der Arten Knäkente, Löffelente und Spießente jeweils aus der ersten und der zweiten Hälfte des gut 40-jährigen Erfassungszeitraumes 1966-2018 betrachtet werden.
Abb.2. Vergleich der Phänologie der Knäkente im Ammerseegebiet in den Jahren 1966-1987 und 1988-2018
Beim Vergleich der beiden Phänologiediagramme fällt auf, dass der Wegzug in der zweiten Erfassungsperiode 1988-2018 erkennbar deutlicher ausfällt, als in der ersten Periode 1966-1987.
Wir müssen uns fragen, ob das einer tatsächlichen Veränderung der Phänologie oder der Beobachtungsintensität geschuldet ist.
Nehmen wir als zweites Beispiel die Löffelente hinzu
Abb.3. Vergleich der Phänologie der Löffelente im Ammerseegebiet in den Jahren 1966-1987 und 1988-2018
Hier wird sofort deutlich, dass in der ersten, wie auch der zweiten Beobachtungsperiode der Wegzugsgipfel ähnlich markant ausfällt – hingegen ist jetzt der Heimzugsgipfel in der zweiten Beobachtungsperiode erkennbar deutlicher ausgeprägt.
Beide Diagramme zusammen betrachtet schließen demnach aus, dass die Veränderungen allein der Beobachtungsintensität geschuldet sind, sondern es darf gefolgert werden, dass sich tatsächlich die Phänologie bei beiden Arten über die Jahre leicht verändert hat.
Nehmen wir jetzt noch als drittes Beispiel die Spießente hinzu, so fällt hier auf, dass die Phänologie der beiden Beobachtungsperioden bei dieser Art nicht wesentlich verändert ist.
Abb.4. Vergleich der Phänologie der Spießente im Ammerseegebiet in den Jahren 1966-1987 und 1988-2018
Natürlich sind dies noch keine wissenschaftlichen Auswertungen, die gesicherte Aussagen über Veränderungen im zeitlichen Auftreten zulassen. Wir können hier aber aufzeigen, wie wertvoll gerade langfristige Datensammlungen für die Avifaunistik sind und dass die Einarbeitung langfristiger Datensammlungen in das Bayerische Avifaunistische Archiv einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis des zeitlichen und räumlichen Auftretens der Vogelarten in Bayern liefern kann.
Neben der jetzt neu eingearbeiteten Datensammlung aus dem Ammerseegebiet sind auch bereits umfangreiche langfristige Datensammlungen aus anderen Regionen – z. B. dem Fränkischen Weihergebiet und dem Ismaninger Speichersee in das Bayerische Avifaunistische Archiv geflossen. Hinzu kommen alle Datensätze, die über das Portal ornitho.de aus Bayern gesammelt wurden und andere langfristige Quellen. Somit verfügen wir schon jetzt über die bei weitem umfangreichste Sammlung avifaunistischen Datenmaterials in Bayern!
Wir können uns aber immer weiter verbessern und möchten daher dazu auffordern, uns in unserer Arbeit zu unterstützen und etwa vorhandene langfristige Datensammlungen zur Verfügung zu stellen.
Natürlich wollen wir nicht nur Daten sammeln, sondern diese auch sinnvoll verwenden.
Das Bayerische Avifaunistische Archiv steht daher grundsätzlich auf Anfrage allen nicht kommerziellen Zwecken der Forschung, der Wissenschaft und des Naturschutzes zur Verfügung!
Wenn Sie avifaunistisches Datenmaterial aus Bayern für Zwecke der Wissenschaft oder des Naturschutzes benötigen, sind ihre Anfragen – sofern es sich nicht um kommerzielle Projekte handelt – jederzeit willkommen!
Bitte setzen sie sich mit uns in Verbindung – egal ob Sie Daten für uns haben, oder Daten von uns benötigen:
E-Mail: BAA@OG-Bayern.de
Postalisch:
Bayerisches Avifaunistisches Archiv
c/o Zoologische Staatssammlung München
Münchhausenstraße 21
81247 München
Wir bedanken uns ganz herzlich im Voraus!
(Elmar Witting)